Baumwolle
Die Baumwolle stammt ursprünglich aus Indien und fand schon in vorchristlicher Zeit Verbreitung im gesamten Orient. Ihre
Verbreitung in Mitteleuropa begann nur sehr langsam mit dem 14. Jahrhundert, vor allem in Gebieten mit arabischem Einfluss.
Zuerst wurde sie auch nur in Verbindung mit Leinen eingesetzt (Der sogenannte Barchent). Größere Bedeutung weltweit
erlangte sie mit den großen Plantagen in den Kolonien der Kolonialmächte und der Erfindung der Baumwollspinnmaschine
(um 1770).
Die Baumwollpflanze (Gattung Gossypium)
Die Baumwollpflanze gehört botanisch gesehen zu den Malvengewächsen. Es gibt verschiedene nutzbare Arten der
Baumwollpflanzen. Ihre Verbreitung in moderner Zeit ist unterschiedlich. Zur Faserherstellung werden die Samenhaare
der nach der Reife aufgesprungenen Fruchtkapseln verwendet. Die Qualität der Baumwolle hängt von der Länge dieser
Haare (=Stapellänge) ab, die je nach Art und Herkunft zwischen 20 und 42 mm liegen kann. Die Pflanzen selber gedeihen
nur im südlichen Klima, so dass sie in Mitteleuropa nie mit Erfolg angebaut wurde.
Die Ernte der Baumwolle
Die aufgeplatzten, ausgereiften Fruchtkapseln mit ihren Samenhaaren werden - wenn möglich im trockenen Zustand - von
der Pflanze abgepflückt. Schon hier kann eine Sortierung nach dem Reifegrad erfolgen. In moderner Zeit gibt es
Pflückmaschinen, die aber durch die nicht erfolgte Auslese Baumwolle schlechterer Qualität bedingt. Außerdem ist der
Verlust größer, und oft ist ein Nachpflücken von Hand trotzdem nötig. Aus 100 kg Samenkapseln erhält man 30 bis 40 kg
Baumwollfasern, der Rest sind Samen und Schalen.
Das Egrenieren der Baumwolle
Unter Egrenieren versteht man das entfernen der Schalenreste und Samen aus den Samenfasern. Dafür werden die Schalen
mit einem Stab, der auf einer Unterlage hin- und hergerollt wird, zertrümmert und die Samen dadurch herausgequetscht.
Oft werden auch sogenannte Baumwollmühlen benutzt, die ähnlich wie eine Mangel funktioniert. Das anschließende Auslesen,
Reinigen und Sortieren der entkernten Baumwolle war in früheren Zeiten eine Arbeit für Kinder, Alte und Schwache.
Zupfen und Kardieren oder Fachen
Beim Egrenieren wurden die Baumwollfasern zusammengepresst. Anschließend müssen sie gezupft und kardiert werden. Die
Arbeitsweise hierbei entspricht der bei der Wollvorbereitung.
Eine weitere Möglichkeit, die Baumwolle zum Spinnen vorzubereiten, ist das sogenannte "Fachen". Dazu benötigt man
einen Bogen mit einer straff gespannten Sehne (oft aus Metall). Man versetzt die Sehne in kräftige Schwingung und hält
sie in die Rohbaumwolle. Die Vibration der Sehne lockert die Baumwolle auf, an der Stahlsehne bleibt Baumwollflaum
haften, der sich leicht abstreifen lässt und hervorragend zum Spinnen geeignet ist.
Das Kämmen und die Herstellung von Vorgarnen
In manchen Gegenden wurde die kardierte Baumwolle mit feinen Nadelkämmen gekämmt, um das Spinnen noch einfacher zu
machen. Dieses Verfahren fand vor allem dann Anwendung, wenn sehr feine Musselingarne gesponnen werden sollten.
In anderen Regionen wurden aus der kardierten Baumwolle lange, dünne Stränge gleichmäßiger Stärke gezogen, die
sogenannten Vorgarne oder Spinnlunten. Dadurch konnte beim Spinnen ein gleichmäßigerer und dünnerer Faden gesponnen
werden.