Hanf
Lange Zeit war auch der Hanf ein wichtiger Faserlieferant. Die aus der Hanfpflanze gewonnenen Fasern sind gröber, länger
und strapazierfähiger als die Flachsfasern, weshalb sie auch gern für Seile und gröbere Stoffe verwendet wurden. Die
Verarbeitung des Hanfes ist der des Leins sehr ähnlich, daher soll hier nur auf die Unterschiede eingegangen werden.
Die Hanfpflanze (Cannabis sativa)
Die Aussaat des Hanfes erfolgt im Mai. Im August können die männlichen Pflanzen ausgezogen werden, sobald sie durch
das Ausstreuen ihrer Pollen die Befruchtung der weiblichen Pflanzen sichergestellt haben. Die weiblichen Pflanzen
werden meist bis zur Samenreife Ende September stehengelassen. Je älter die Hanfpflanze bei der Ernte ist, desto
gröber ist ihr Bast. Daher werden die feineren Hanffasern meist aus den früh geernteten, männlichen Pflanzen gewonnen.
Benötigt man die Fasern nur für Seile und grobe Stoffe (z.B. Säcke), so können auch alle Pflanzen nach der Samenreife
geerntet werden. Die ölreichen Samen waren in den kühleren Gebieten Mitteleuropas neben den Leinsamen eine wichtige
Quelle pflanzlichen Öles.
Das Rösten des Hanfes
Für den Hanf wird eigentlich nur die Wasserröste verwendet, da seine Röste im Allgemeinen
etwas länger dauert. Ansonsten gilt für den Hanf das beim Lein angegebene Verfahren.
Klopfen, Brechen und Stoßen des Hanfes
Der Hanf wird wie der Lein geklopft und gebrochen, wobei die hierzu verwendeten Werkzeuge meist etwas größer und
fester als die für den Lein waren. Da die nach dem Brechen erhaltenen Hanffasern zur weiteren Verarbeitung zu lang sind,
werden sie gestoßen: Dazu befestigt man ein Ende der Fasern an einem feststehenden Holzpflock. Das andere Ende wird an
einem Schlegel befestigt, der dann mit Gewalt vom Holzpflock weggeschlagen wird. Dabei reißen die Fasern, und man
erhält kürzere Fasern mit durch das Reißen zugespitzten Enden. Hätte man die Fasern geschnitten, wären die Enden stumpf,
wodurch die Fasern schlechter versponnen werden könnten.
Schwingen und Hecheln der Hanffasern
Beide Arbeitsschritte erfolgen analog den beim Lein genannten. Die Hanffasern sind nach dem Hecheln nicht so glänzend
und weich wie die Flachsfasern.