Durch das Weben entsteht aus dem fertigen Garn erst der Stoff, aus dem dann alles weitere angefertigt
wird. Je feiner und gleichmäßiger das Garn gesponnen ist, desto dünner und glatter wird das Gewebe. Oft
hatte die Frau im Mittelalter keinen eigenen Webstuhl, sondern brachte ihr Garn dem Weber, der dann das Tuch daraus
herstellte. Als Arbeitslohn behielt er einen Teil des Garns oder des Tuches für sich zurück.
Technik des Webens
Grundprinzip des Webens ist das miteinander Verflechten zweier Fadenlagen, die im rechten Winkel zueinander verlaufen. Eine
dieser Fadenlagen wird fest aufgespannt (Zettel oder Kettfäden), die andere wird nach und nach durch das Weben eingebracht
(Eintrag oder Schuss). Gewebt wird auf einem Webrahmen, einem Webstuhl oder freihändig wie beim Brettchenweben.
Die ersten Webstühle waren die sogenannten Gewichtswebstühle. Ein solcher besteht aus einem waagerechten Rahmen, dem
sogenannten Warenbaum. über diesen wird der Webzettel gelegt, an den Gewichtssteine gehängt werden. Dadurch wird der
Zettel gespannt. Der Eintrag wird durchgewoben und nach oben angeschlagen. Diese Art des Webstuhls findet sich auf vielen
Abbildungen aus griechischer Zeit.
Der Senkrechtwebstuhl mit einem Warenbaum unten und einem sogenannten Zettelbaum oben ermöglichte das Arbeiten im Sitzen.
Hier wurde der Schuss nach unten angeschlagen. Auf diesen wurde meist nur das Gewebe für ein Kleidungsstück gewoben.
Später fertigte man auch auf diesen Webstühlen längere Stücke Stoff an.
Der heute bekannte Webstuhl mit waagerecht aufgespanntem Webzettel wurde wahrscheinlich aus einer Zusammenführung der
Prinzipien des Bortenwebens und des Senkrechtwebens entwickelt.
Die Einführung der sogenannten Litzenstäbe, die einen Teil der Kettfäden nach oben bzw. unten bewegen
können und später über Umlenkrollen auch per Fuß bedient werden konnten, war eine erhebliche Verbesserung.
Nun hatte der Weber beide Hände frei und konnte schneller arbeiten. Auch komplexere Muster waren nun möglich.
Muster und Webarten
Je nach dem, wie Zettelgarn und Eintragsgarn gewählt werden, sind einfache oder auch komplizierte Muster möglich. Mit
verschiedenfarbigen Eintragsgarnen lassen sich ganze Bilder weben. Meist beschränkte man sich aber auf geometrische Muster
oder kleinere Motive.
Die gebräuchlichste, weil wohl einfachste Bindung ist die sogenannte Leinwandbindung, die wohl jeder kennt, der schon einmal
mit einem Handwebrahmen gearbeitet hat. Bei Wolltuchen nannte man sie auch Tuchbindung, bei Seide Taftbindung. Bei dieser
Bindungsart liegt in Kett- wie in Schussrichtung immer abwechselnd ein Kett- oder ein Schussfaden oben, man benötigt zwei
Litzenstäbe. Die meisten Gewebe zur Herstellung von Kleidung wurden mit dieser Webtechnik hergestellt.
Die Köperbindung, auch Twill- oder Serge-Bindung genannt, wurde für strapazierfähigere, festere Stoffe gewählt.
Bei dieser Webtechnik benötigt man drei Litzenstäbe. Je nach dem, wie die einzelnen Kettfäden auf die
Litzenstäbe verteilt sind, entstehen verschiedene Arten der Köperbindung. Am weitesten verbreitet ist es, beim ersten
Schussfaden den 1. und 3. Kettfaden, beim zweiten Schussfaden den 1. und 2. Kettfaden und beim dritten Schussfaden den 2. und 3.
Kettfaden anzuheben. Dadurch entsteht ein Gewebe, dass schräge Grate aufweist (Köpergrat). Jeansstoff ist ein Beispiel
für ein Köpergewebe.
Natürlich gibt es noch viele weitere Webtechniken, die für verschiedene Stoffe zur Anwendung kamen (z.B. die Atlasbindung
für Satin- und Damaststoffe). Wer darüber genaueres wissen will, möge sich in einem Standardwerk der Weberei oder
im Internet unter den Stichworten "Weben" und "Bindungsarten" kundig machen.