Man kann Fasern nach vielen Merkmalen unterscheiden: Ihrer Länge, ihrer Dicke, ihrer
Verwendung usw. Hier sei die Unterscheidung nach der Herkunft gewählt, da die Herkunft
oft schon die Art der Vorbereitung und Verarbeitung diktiert:
Tierische Fasern
Wolle
Unter dem Begriff Wolle sind alle tierischen Haare zu fassen. Heute wie in früheren
Zeiten wurden nicht nur die Haare von Schafen verwendet, sondern auch die Haare
solcher Tiere, die ein langes, dichtes Fell haben (so z.B. Alpaka vom Lama, Kaschmir
von der Ziege). Für den europäischen Raum ist allerdings nur die Schafswolle von
Bedeutung, auf deren Vorbereitung ich mich hier beschränken möchte. (Die Arbeitsweise
ist für die anderen Wollfasern ähnlich.)
Seide
Dieses Material mit hervorragenden Eigenschaften verdanken wir der unscheinbaren
Raupe des Seidenspinners, die sich zum Verpuppen einen Kokon spinnt. Aus diesem
wird die Seide gewonnen.
Pflanzliche Fasern
Flachs/Leinen
Der Flachs ist der äußere, langfaserigen Bast der Leinpflanze. Im folgenden bezeichnet
Lein die Pflanze oder ihre Teile, Flachs die fertig vorbereiteten Fasern und Leinen
die aus dem Flachs hergestellten Fäden oder Gewebe.
Hanf
Lange Zeit war auch der Hanf ein wichtiger Faserlieferant. Die aus der Hanfpflanze
gewonnenen Fasern sind gröber, länger und strapazierfähiger als die Flachsfasern,
weshalb sie auch gern für Seile und gröbere Stoffe verwendet wurden. Die Verarbeitung
des Hanfes ist der des Leins sehr ähnlich, daher soll hier nur auf die Unterschiede
eingegangen werden.
Nessel
Auch die Nesselpflanzen waren wichtige Rohstofflieferanten vor allem für die ärmere
Bevölkerung. Die verschiedenen Nesselarten sind seit Jahrtausenden weit verbreitet
und nahezu jedem im größeren Mengen zugäglich. Die aus ihnen gewonnenen Fasern können
ähnlich fein wie Leinen sein, haben aber eine geringere Belastbarkeit und Haltbarkeit.
Auch die Ausbeute ist geringer. Nesseln werden analog dem Lein vorbereitet und verarbeitet,
daher wird hier nicht weiter auf sie eingegangen.
Baumwolle
Die Baumwolle stammt ursprünglich aus Indien und fand schon in vorchristlicher Zeit
Verbreitung im gesamten Orient. Ihre Verbreitung in Mitteleuropa begann nur sehr
langsam mit dem 14. Jahrhundert, vor allem in Gebieten mit arabischem Einfluss.
Zuerst wurde sie auch nur in Verbindung mit Leinen eingesetzt (Der sogenannte Barchent).
Größere Bedeutung weltweit erlangte sie mit den großen Plantagen in den Kolonien
der Kolonialmächte und der Erfindung der Baumwollspinnmaschine (um 1770).